Subjektorientierung in der Didaktik


Mit Subjektorientierung ist der Bezug zu den Lernendenden gemeint, indem das Forschungsinteresse in ihren Potentialen, Verständnissen und Bedürfnissen im Kontext von Lehr- und Lernprozessen liegt. In diesem Zusammenhang werden insbesondere die sogenannten subjektiven Vorstellungen im Sinne von Ideen, Verständnissen und allgemeinen Gedanken, die Lernende zu einem bestimmten Thema haben, untersucht. Diese Vorstellungen sind sowohl Ausgangspunkt wie auch Zielbereich für die Geschichtsdidaktik und politische Bildung. Entsprechend werden sie in der Fachdidaktik für die Konzeption und schließlich auch Weiterentwicklung von Lehrinhalten und partizipativen Lehrformaten beforscht. Die Lernenden sollen neben den fachwissenschaftlichen Inhalten im Fokus stehen und entsprechend aktiv in den Lernprozess inkludiert werden und dessen Diskurse mitgestalten. Neben der Vermittlung von neuem Wissen soll die Kritik-, Urteils- und schließlich politische Handlungsfähigkeit der Lernenden gefördert werden. Im Zusammenhang mit der Subjektorientierung sind auch die Alltagsorientierung und die Lebenswelten von Interesse. Subjektive Vorstellungen werden in diesem Zusammenhang von den bisherigen Erfahrungen und Wahrnehmungen der Lernenden im Alltag und der Lebenswelt geprägt. Entsprechend steht auch die gesellschaftlich-politische Wirklichkeit, in deren Rahmen die Lernenden sozialisiert werden, im vorliegenden Forschungsinteresse.

 

Eine kritisch-emanzipatorische Geschichtsdidaktik und Politische Bildung soll Lernende vor diesem Hintergrund darin unterstützen, ihre mentale Vorstellungswelt zu erweitern und entsprechend partizipativ neues Wissen anzueignen. Gleichzeitig sollen die Lernenden darin unterstützt werden, ihre eigene Eingebundenheit in hegemoniale Machtstrukturen und Herrschaftsprozesse im gesellschaftlich-politischen Alltag zu erkennen. Das sogenannte „Selbstreflexive Ich“ erkennt diese Eingebundenheit und reflektiert neue Wissensressourcen. Dadurch kann es eigene Perspektiven hinterfragen, im Diskurs mit anderen Meinungen die eigene Urteilsfähigkeit im Kontext der politischen Mündigkeit im Alltag entwickeln. Möchte man historische und politische Themen nachhaltig an Lernende vermitteln, muss man die Lernenden und ihre subjektiven Vorstellungen und Sinnbildungskompetenzen also selbst partizipativ in den Lernprozess miteinbringen und sie dabei fördern, neues Wissen anzueignen und dieses im Sinne einer mündigen Bürger*innenschaft auch kritisch reflektieren zu lernen.

 

Ein wesentlicher Baustein der Forschungsgruppe wird die Digitalisierung im Kontext von Schule sein, die Formen von subjektorientiertem, partizipativem, handlungs- und produktionsorientiertem Handeln und damit Zugänge der konstruktivistischen Didaktik ermöglicht. Sowohl methodisch als auch inhaltlich will die Forscher*innengruppe den aktuellen Stand der Didaktik aufgreifen als auch weiterentwickeln. Gamifizierung, Fake News, Citizienship Education oder digitale Spiele werden Bestandteile beim Entwurf innovativer Lernarrangements sein. Mit der Ausrichtung auf Schule und die Lehrer*innenfortbildung besitzt subjektorientierte Didaktik auch gesellschaftliche Relevanz.